29.11.2016: Zwote gewinnt dramatisches Spitzenspiel Nach einem Krimi waren Leszek’s Jungs doch noch siegreich. Die Spannung lag schon in der Luft, als die beiden Teams zum Aufwärmen

Zwote gewinnt dramatisches Spitzenspiel 29.11.2016: Zwote gewinnt dramatisches Spitzenspiel
Nach einem Krimi waren Leszek’s Jungs doch noch siegreich.
Die Spannung lag schon in der Luft, als die beiden Teams zum Aufwärmen in die Halle kamen. Die zweitplatzierten Löwen empfingen den Drittplatzierten ETB SW Essen. Und die Zuschauer in der Gothaer Straße bekamen das hart umkämpfte Spitzenspiel, das sich bereits im Vorhinein anbahnte. Es ging um nicht weniger als die direkte Verfolgerrolle, beide Teams trennte zu diesem Zeitpunkt nur ein Punkt in der Tabelle. Genug Anlass für ein Handballspiel, wie man es sich an einem Samstagnachmittag wünscht.

Dabei waren die Vorzeichen für die Ratinger alles andere als rosig. Basti Schlierkamp (Schulter), Alex Schult (Knöchel), Marc Steppke (Leiste) und Fabian Zarnekow (Knöchel) gingen allesamt angeschlagen ins Spiel. Kreisläufer Salim Jahan Bakhsh (Magen-Darm-Virus) fiel kurzfristig sogar komplett aus. Nach der Verletzung von Junglöwe Sven Michel stand Trainer Hoft kein gelernter Kreisläufer zur Verfügung – vor einem solchen Spitzenspiel eine absolute Hiobsbotschaft. Alex Schult sprang gezwungenermaßen in die Bresche und füllten die Rolle des Kreisläufers aus. Der erfahrene Linkshänder war von der ungewohnten Position mit 4 Toren sogar der zweitbeste Löwenschütze des Tages.

Es entwickelte sich eine nervöse und hart umkämpfte Partie, in der die Emotionen von Minute eins an zu spüren waren. Die SG erzielte den 1:0 Führungstreffer und konnte von dort an über das 3:3 und 6:6 bis zum 8:9 Halbzeitstand nie ihr gewohntes Spiel aufziehen. Unglaublich viele technische Fehler und freie Fehlwürfe ließen die Ratinger nie richtig ins Duell finden, bis zum Halbzeitpfiff entwickelte sich ein Spiel auf Augenhöhe. Acht Tore zur Pause sind gemessen am gewohnten Spiel der Löwen einfach zu wenig. Das wussten auch Spieler und Trainer, die in der Kabine mit der Leistung ganz und gar nicht zufrieden waren.

In der zweiten Hälfte entwickelte sich ein Kampf um jeden Zentimeter. Die Gäste hatten sich was vorgenommen und wollten den Ratingern unbedingt ein Bein stellen. Extremst motiviert und beherzt agierte der ETB vor allem in der Deckung, wobei man aber auch das ein oder andere Mal über die Strenge schlug. Acht Zeitstrafen und zwei rote Karten auf Seiten der Essener spiegeln die Intensität des Matches ganz gut wieder. Offensiv konnten sich die Löwen steigern und fanden mit der Zeit immer wieder die Lücken in der aggressiven ETB-Abwehr. Nun war es die Essener Rückraumachse, die man defensiv nicht in den Griff bekam.

Vom 8:9 kamen die Löwen über ein 9:13 und schließlich 10:15 denkbar schlecht aus der Kabine. Der Essener 5-Tore-Vorsprung Mitte der zweiten Hälfte stellte aber die höchste Führung der Partie dar, denn Leszek Hoft traf nun zwei Maßnahmen. Erstens brachte er den routinierten Fabian Zarnekow nun auch im Angriff und zweitens stellte er in der Deckung auf eine 5:1-Abwehr um. So kämpften sich die Löwen zurück in die Partie und konnten beim 14:15 immerhin den Anschluss erzielen. In Folge dessen agierten die Roten aber zu hektisch und aufgeregt, sodass der Rückstand wieder auf 3 Treffer anwuchs.

In der zweiten Halbzeit, aber vor allem der Schlussviertelstunde zeigten beide Mannschaften, warum sie zurecht um den Aufstieg mitspielen. Die Zuschauer in der Höhle der Löwen sahen ein Spitzenspiel weit über Landesliganiveau, das vor allem in Sachen Spannung und Kampf keine Wünsche offen lies. So steckten die Dumeklemmer nie auf, bewiesen Moral und Kampfgeist auch dann, als sechs Minuten vor Schluss ein 15:18 auf der Anzeigetafel stand.

Ein drei Tore Rückstand mit sechs Minuten auf der Uhr, da ist klar dass es nun auf jede Situation ankommt. Der Grundstein für die folgende Aufholjagd wurde in der Ratinger Deckung gelegt. Eine aggressive 5:1 mit einem gegen seine Schmerzen kämpfenden Alex Schult vorne vor war die Devise und an dieser Deckung bissen sich die in Unterzahl spielenden Essener die Zähne aus. Mit offensiven Außen und einem auf acht Meter deckendem Innenblock hielt man den ETB konsequent aus der Nahwurfzone raus – und konnte sich so Tor um Tor heran arbeiten.

Zwei Minuten vor Schluss erzielt Fabian Zarnekow beim 18:18 den ersten Ausgleich der zweiten Halbzeit, die SG war dran und das Spitzenspiel wurde zum Krimi. Auch in Gleichzahl hielt die Deckung stand, sodass die Ratinger kurz vor Schluss, beim 18:18, das Heft in der Hand hatten und im Angriff die Chance zur Führung bekamen. Nach einem Spielzug und dem beinahen Ballverlust im Rückraum behielt Linkshänder Marc Steppke dann den kühlen Kopf und netzte 30 Sekunden vor Schluss den Ball zur umjubelten 19:18 Führung, der ersten seit dem 1:0, ein.

Es sah gut aus für die Löwen, nach diesen beiden wichtigen Toren war man erstmal auf der Siegerstraße, doch der ETB hatte ja noch etwa 20 Sekunden Zeit. Ein schneller Abschluss von der halblinken Position fand bei 59:54 auf der Uhr den Weg ins Tor – Ausgleich. Dann überschlugen sich die Ereignisse.

Torhüter Michael Hoffend von Knobloch fischt den Ball aus dem Netz, schmeißt ihn zum Mittelpunkt. Doch dieser Pass wird vom Essener Kreisläufer während der laufenden Spielzeit abgefangen und die Uhr läuft runter. Nach neuem Regelwerk a) ein unsportliches Verhalten in der Schlussphase und b) die Verhinderung einer Torchance in den letzten zwei Minuten, was die Schiedsrichter folgerichtig mit der blauen Karte und einem 7m für die SG ahndeten. 19:19, 60 Minuten vorbei, 7m für Ratingen und Bastian Schlierkamp, bis dahin zwei Mal vom Punkt erfolgreich, trat gegen den glänzend aufgelegten ETB-Keeper an. Die Halle stand, die letzten Minuten waren live bei facebook zu sehen und Schlierkamp behielt die Nerven und verwandelte für seine Farben zum 20:19 Endstand.

Es war ein Spiel wie es spannender nicht hätte sein können, am Ende mit dem etwas glücklichen Ausgang für die SG. Eine Punkteteilung wäre über das ganze Spiel gesehen nicht unverdient gewesen. An diesem Punkt muss man auch dem Gegner aus Essen ein Kompliment aussprechen, denn mit ihrer Leistung haben sie ihren Tabellenplatz definitiv gerechtfertigt und untermauert, warum sie in der Spitzengruppe mitspielen. Vielleicht war das Quäntchen Glück, welches in der ähnlichen Situation bei der knappen Niederlage beim ART Düsseldorf fehlte, diesmal auf Seiten der Ratinger. Für den weiteren Saisonverlauf jedenfalls waren das zwei enorm wichtige Punkte, über die man an der Gothaer Straße sehr glücklich ist. Denn nach dem Sieg ist man nicht mehr nur Verfolger Nummer eins, sondern nach der Niederlage Mühlheim-Saarn’s bei Jahn/West auch wieder alleiniger Tabellenführer!

Viel Zeit zur Freude bleibt nicht, denn nach dem Gastspiel in Gerresheim ist Spitzenreiter-Bezwinger Jahn/West in zwei Wochen der nächste Gegner in der Höhle der Löwen. In einer Liga, in der Jeder Jeden besiegen kann, ist also Vorsicht geboten. Für den Moment aber ist die Mannschaft überglücklich mit der kämpferischen Leistung und dem Sieg – und grüßt von der Tabellenspitze!

Hoffend, Jänsch, Loose – Schlierkamp 7/3, Schult 4, Steppke 3, Zarnekow 2, Bauer 1, Dobrolowicz 1, Nitzschmann 1, Oppitz 1, Lindner, Ditzhaus.