18.09.2014: Alexandru Ionita – Der Neue mit der weitesten Anreise Ein bisschen fühlt man sich an ein Märchen erinnert, wenn Alxandru Ionita von den Erlebnissen der letzten Wochen

Alexandru Ionita – Der Neue mit der weitesten Anreise 18.09.2014: Alexandru Ionita – Der Neue mit der weitesten Anreise

Ein bisschen fühlt man sich an ein Märchen erinnert, wenn Alxandru Ionita von den Erlebnissen der letzten Wochen erzählt. Der 24-jährige Rumäne hat eine Menge Unwägbarkeiten und Risiken auf sich genommen, um im fernen Deutschland die Chance auf ein anderes Leben zu suchen. Und alleine, was er in dieser Zeit erlebt hat, reicht aus um mehrere Kapitel eines Buches zu füllen.

Am 31. März 1990 wurde Alexandru Gabriel Ionita in Bukarest geboren. Zum Handball kam der heutige Torhüter erst nach einem eine Dekade andauernden Umweg über den Fußball. Als 18-jähriges Talent debütierte er in der zweiten rumänischen Liga und wechselte zwei Jahre später zum Traditionsverein Steaua. Doch schon hier reifte die Idee, etwas Grundlegendes zu ändern. Schon 2013 wollte Ionita die Heimat verlassen undhierfür den Handball als Plattform nutzen. Realisieren konnte er dieses Vorhaben allerdings erst ein Jahr später. In diesem Sommer wagte er den Sprung ins kalte Wasser und machte sich buchstäblich mit einem Handgepäck auf die Reise.

Zunächst wohnte er bei einer Freundin seiner Tante in Recklinghausen. „Ich habe in dieser Zeit bereits einige Wochen beim TuSEM Essen trainieren dürfen. Leider hat es mit einer Verpflichtung nicht geklappt, so dass ich mich schnell nach Alternativen umschauen musste.“ Dass er dabei auf die Hilfe der Handball-Familie zählen konnte, sollte sich schnell herausstellen. Jens Körner, Trainer bei Westfalia Herne und Patrick Dereser, Urgestein aus demselben Verein, entschlossen sich den jungen Mann ohne nennenswerte Deutschkenntnisse zu unterstützen. Körner bekam Wind von der entstandenen Misere auf der Torwartposition des Rudels und stellte den ersten Kontakt zu Bastian Schlierkamp her. Dieser lud Ionita kurzfristig zum Training ein. Immer an seiner Seite: Patrick Dereser. Ohne seine Hilfe wäre das Kapitel Deutschland für ihn wohl sehr schnell wieder beendet gewesen.

Sportlich überzeugte der flinke Musikfan ebenfalls, so dass bei den Verantwortlichen der SG schnell der Entschluß reifte Ionita ins Löwenrudel zu holen. „Alex´Ehrgeiz und Engagement haben uns sehr beeindruckt. Einen solchen Entschluss in die Tat umzusetzen erfordert ein Höchstmaß an Mut und Opferbereitschaft. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, dem Jungen die Chance zu geben, die er sich verdient hat.“, so Richard Ratka und Bastian Schlierkamp unisono. Allein an der Umsetzung sollte es ein wenig hapern. „Auch für die junge SG war das absolutes Neuland. Die Abwicklung der Modalitäten in Kooperation mit dem DHB, der EHF und dem rumänischen Verband war eine ganz neue Erfahrung, die man erst einmal sammeln muss.“, ergänzt Schlierkamp. Die Spielgenehmigung traf unterdessen „Last-Minute“ vor dem Heimspiel gegen Eintracht Hagen ein.

Betonen möchte der momentan verletzte Manager zudem die Tatsache, dass Alexandru alles andere als ein fertiger Handballprofi in den Reihen des Rudels ist. „Alex soll sich mit einer Arbeitsstelle bei einem unserer Premium-Partner seinen Lebensunterhalt verdienen. Seine Verpflichtung könnte für Außenstehende schnell abgetan werden, doch die Prinzipien zu den vorherigen sind dieselben: Er ist jung, ehrgeizig und bringt eine Menge Potential mit.“

Doch vor allem neben dem Handball wird an allen möglichen Baustellen gearbeitet, um Ionita den Einstieg in das Rudel und die hiesige Gesellschaft zu ermöglichen. Täglich erhält dieser Deutschunterricht im Bildungsinsitut „Der Kompass“, eine eigene Bleibe wird in naher Zukunft ebenfalls umgesetzt. Ein wichtiger Faktor bei der Integration Ionitas ist natürlich das Team. „Sie geben mir das Gefühl dazuzugehören und nicht als Outlaw irgendwie mitzuschwimmen. Das ist mir sehr wichtig und ich versuche in jeder Sekunde, das in mich gesetzte Vertrauen zurückzugeben.“, verrät dieser in einer ruhigen Minute nach dem Training.

Und nach den Wünschen für seine persönliche Zukunft gefragt antortet Ionita: „Ich möchte mir in Deutschland eine Zukunft aufbauen und mittelfristig meine Mutter in Rumänien unterstützen.“ Das Rudel heißt Alex „Herzlich Willkommen“, auf die Hilfe aller Löwen kann er dabei in jedem Fall zählen.